Die Fliegen (Brachycera) bilden neben den Mücken (Nematocera) eine von zwei Unterordnungen der Zweiflügler (Diptera). Innerhalb der Fliegen gibt es zahlreiche Familien.
Nach der Art, wie die Fliegen aus ihren Puppen schlüpfen, gliedert man sie in die Untergruppen der Spaltschlüpfer (Orthorrhapha) und Deckelschlüpfer (Cyclorrhapha). Die Spaltschlüpfer schlüpfen durch einen Längsspalt oder T-förmigen Spalt aus ihren Mumienpuppen. Die Deckelschlüpfer sprengen mit ihrer Stirnblase den Deckel ihrer Tönnchenpuppe ab.
Fliegen kommen in sehr unterschiedlichen Größen vor von unter 1 mm, wie z. B. Euryplatea nanaknihali mit 0,4 mm, bis 70 mm Länge mit etwa 100 mm Spannweite bei Gauromydas heros. Typische Vertreter, wie die Stubenfliege werden etwa 7 mm lang und 3 mg schwer.
Die Larven der Fliegen sind typischerweise Beinlose Maden. Fliegen haben leckend-saugende oder stechend-saugende Mundwerkzeuge. Bei einigen Arten sind die Mundwerkzeuge auch verkümmert.
Die Lebensdauer einer ausgewachsenen Fliege beträgt oft nur wenige Wochen oder Tage. Die größte Lebensspanne nimmt das Larven-Stadium ein, wobei diese in unterschiedlichsten Lebensräumen und auf unterschiedlichen Substraten vorkommen. Ihre Hauptaktivität als Imago entfaltet sie in unseren Breiten von April bis Oktober. Den Winter können die Tiere in allen Lebensstadien an und in geschützten Lebensräumen überstehen. Zahlreiche Arten sind sogar als erwachsene Tiere nur im Winter aktiv.
Fliegen ernähren sich von allen organischen Substanzen, sowohl von im Zerfall befindlichen organischen Stoffen wie auch als Jäger anderer Insekten oder als Parasiten. In den meisten Fällen ernähren sich sowohl die larvalen Jugendstadien als auch die Imagines. Einige Fliegen sind für den Menschen Konkurrenten, weil sie von diesem angebaute Pflanzen bevorzugen, und werden daher als Schädlinge bezeichnet (z. B. zahlreiche Bohrfliegen).
Zahlreiche Arten legen ihre Eier sehr unspezifisch ab und betreiben kaum Brutfürsorge. Daher sind zum Überleben der Art sehr große Mengen an Eiern abzulegen. Es finden sich aber auch Fliegen mit ausgeprägter Brutfürsorge, insbesondere unter den Parasiten. Andere Arten, wie z. B. Metopia argyrocephala, sind ovovivipar. Das bedeutet, die Larven schlüpfen schon innerhalb des Uterus des Weibchens und werden dort im ersten Larvenstadium so lange vorgehalten, bis ein geeigneter Wirt gefunden ist.[1] D.h. es kommt nicht zur Ablage von Eiern sondern von Larven.
In den gemäßigten Breiten mit ihrem deutlichen Jahreswechsel finden sich zahlreiche Arten, die mehrere Generationen in einem Jahr durchlaufen können. Die meisten Arten besitzen wohl einen einjährigen Generationswechsel. Die Vermehrungsrate ist sehr von Klima und Nahrungsangebot abhängig und kann daher von Jahr zu Jahr sehr schwanken.
Fliegen sind in der Lage, festen Halt auch auf glatten Oberflächen zu finden. Hierzu nutzen sie, wie beispielsweise auch Spinnen und Geckos, sogenannte Van-der-Waals-Kräfte, also Anziehungskräfte, die zwischen den Molekülen der Oberfläche und denen ihrer Beine entstehen. Fliegen verstärken diese Klebewirkung noch durch eine Strategie, die bisher nur bei ihnen beobachtet wurde: Die feinen Härchen, die sogenannten Setae, mit denen ihre Beine bedeckt sind, münden in winzige ovale Läppchen. Diese sondern einen dünnen Flüssigkeitsfilm ab, der sich zwischen der glatten Oberfläche und dem Fliegenbein befindet. Auf diese Weise entfalten sich Kapillarkräfte, die durch eine klebrige Substanz eine zusätzliche Haftwirkung vermitteln.[2]
Einige Fliegenarten verbringen Teile ihres Lebenszyklus in Fleisch, Kot oder verwesendem organischen Material. Dort ist es möglich, dass sie pathogene Keime aufnehmen, diese als Vektoren transportieren und auf Mensch und Tier übertragen.
Besonders diverse Arten der Familien Schmeißfliegen (Calliphoridae), Fleischfliegen (Sarcophagidae) und Echte Fliegen (Muscidae, z. B. die weit verbreitete Stubenfliege), haben eine Bedeutung als Lästlinge und Krankheitsüberträger. Ihre Maden sind Abfallverwerter und leben überwiegend von toten pflanzlichen und tierischen Substanzen. Einzelne Arten leben auch in lebendem Gewebe und lösen dort als Krankheitserreger eine Myiasis aus (meint im engeren Sinne das durch parasitären Hautmadenfraß, unter anderem Larva migrans, verursachte Krankheitsbild).
Man teilt die Fliegen in zwei Gruppen auf – Spaltschlüpfer (Orthorrapha) und Deckelschlüpfer (Cyclorrhapha), deren Vertreter sich vor allem in der Art unterscheiden, wie die adulte Fliege aus dem Kokon schlüpft. Unter Systematik der Zweiflügler findet sich eine systematische Darstellung der Tiere, die sich vor allem auf mitteleuropäische Arten konzentriert. Nachfolgend ein Diagramm der Brachycera bis zur systematischen Höhe der Familie. Die Systematik der Fliegen ist Gegenstand aktueller Forschung und neue Erkenntnisse führen regelmäßig zu Änderungen in der Systematik. Das Diagramm zeigt eher viele Familien. Der Status einiger dieser Familien ist umstritten.
Brachycera Muscomorpha AsiloideaApioceridae Bigot, 1857
Apsilocephalidae Nagatomi et al., 1991
Apystomyiidae Nagatomi & Liu, 1994
Asilidae Latreille, 1802
Bombyliidae Latreille, 1802
Hilarimorphidae Williston, 1896
Mydidae Bezzi, 1903
Mythicomyiidae Melander, 1902
Scenopinidae Westwood, 1840
Therevidae Burmeister, 1837
Acroceridae Leach, 1815
Nemestrinidae Leach, 1815
Atelestidae Hennig, 1970
Brachystomatidae Sinclair & Cumming, 2006
Dolichopodidae Latreille, 1809
Empididae Latreille, 1804
Homalocnemiidae Collin, 1928
Hybotidae Fallén, 1816
Glossinidae Theobald, 1903
Hippoboscidae Samouelle, 1819
Nycteribiidae Samouelle, 1819
Streblidae Kolenati, 1863
Anthomyiidae Latreille, 1829
Fanniidae Schnabl & Dziedzicki, 1911
Muscidae Latreille, 1802
Scathophagidae Robineau-Desvoidy, 1830
Calliphoridae Brauer & Bergenstamm, 1889
Mesembrinellidae Shannon, 1926
Mystacinobiidae Holloway, 1976
Oestridae Leach, 1815
Rhiniidae Brauer & Bergenstamm, 1889
Rhinophoridae Robineau-Desvoidy, 1863
Sarcophagidae Macquart, 1834
Tachinidae Robineau-Desvoidy, 1830
Ulurumyiidae Michelsen & Pape, 2017
Acartophthalmidae Czerny, 1928
Australimyzidae Griffiths, 1972
Braulidae Egger, 1853
Canacidae Jones, 1906
Carnidae Newman, 1834
Chloropidae Rondani, 1856
Cryptochetidae Brues & Melander, 1932
Inbiomyiidae Buck, 2006
Milichiidae Schiner, 1862
Tethinidae Hendel, 1916
Conopidae Stephens, 1912
Diopsidae Bigot, 1852
Gobryidae McAlpine, 1997
Megamerinidae Hendel, 1913
Nothybidae Frey, 1927
Psilidae Macquart, 1835
Somatiidae Hendel, 1935
Strongylophthalmyiidae Hennig, 1940
Syringogastridae Prado, 1969
Tanypezidae Andersen, 1876
Camillidae Frey, 1921
Curtonotidae Enderlein, 1914
Diastatidae Hendel, 1917
Drosophilidae Rondani, 1856
Ephydridae Zetterstedt, 1837
Mormotomyiidae Austen, 1936
Celyphidae Bigot, 1852
Chamaemyiidae Hendel, 1910
Cremifaniidae McAlpine, 1963
Lauxaniidae Macquart, 1835
Cypselosomatidae Hendel, 1931
Micropezidae Desmarest, 1860
Neriidae Westwood, 1840
Pseudopomyzidae McAlpine, 1966
Agromyzidae Fallén, 1810
Anthomyzidae Czerny, 1903
Asteiidae Rondani, 1856
Aulacigastridae Duda, 1924
Clusiidae Handlirsch, 1884
Marginidae McAlpine, 1991
Neminidae Freidberg, 1994
Neurochaetidae McAlpine, 1978
Odiniidae Hendel, 1920
Opomyzidae Fallén, 1820
Periscelididae Oldenberg, 1914
Teratomyzidae Colless & McAlpine, 1970
Xenasteiidae Hardy, 1980
Coelopidae Hendel, 1910
Dryomyzidae Schiner, 1862
Helcomyzidae Malloch, 1933
Helosciomyzidae Steyskal, 1965
Heterocheilidae McAlpine, 1991
Huttoninidae Steyskal, 1965
Natalimyzidae Barraclough & McAlpine, 2006
Phaeomyiidae Verbeke, 1950
Ropalomeridae Linder, 1930
Sciomyzidae Fallén, 1820
Sepsidae Walker, 1833
Chyromyidae Hendel, 1916
Heleomyzidae Fallen, 1820
Nannodastiidae Papp, 1980
Sphaeroceridae Macquart, 1835
Ctenostylidae Bigot, 1882
Lonchaeidae Loew, 1861
Pallopteridae Loew, 1862
Piophilidae Macquart, 1835
Platystomatidae Schiner, 1862
Pyrgotidae Schiner, 1868
Richardiidae Loew, 1868
Tachiniscidae Kertész, 1903
Tephritidae Macquart, 1835
Ulidiidae Macquart, 1835
Ironomyiidae McAlpine & Martin, 1966
Lonchopteridae Curtis, 1839
Opetiidae Rondani 1856
Phoridae Curtis, 1833
Platypezidae Walker, 1834
Pipunculidae Walker, 1834
Syrphidae Samouelle, 1819
Panthophthalmidae Bigot, 1882
Stratiomyidae Latreille, 1802
Xylomyidae Verrall, 1901
Athericidae Stuckenberg, 1973
Austroleptidae Nagatomi, 1982
Oreoleptidae Zloty, Sinclair & Pritchar, 2005
Rhagionidae Latreille, 1802
Spaniidae Nagatomi, 1975
Tabanidae Latreille, 1802
Vermileonidae Nagatomi, 1975
Xylophagidae Fallén, 1810
Stift Admont: Die Dipteren-Sammlung von Pater Gabriel Strobl (1846–1925) im Naturhistorischen Museum des Stiftes Admont (Steiermark, Österreich) zählt mit ihren etwa 80.000 aufbewahrten Exemplaren und ca. 7500 verschiedenen Arten zu den bedeutenden Fliegen-Kollektionen in Europa. Die Dipterensammlung des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institutes umfasst ca. 855.000 Exemplare in 19.200 Arten.[3]
Das Naturhistorische Museum Wien hat eine Dipterensammlung mit etwa 800.000 Exemplaren.[4] Die Zoologische Staatssammlung München hat eine Dipterensammlung mit ca. 12.500 determinierten Arten.[5]
Das Natural History Museum of Denmark hat eine Sammlung mit etwa 150.000 Exemplaren mit besonderem Fokus auf westpaläarktische Brachycera.[6] Das Biological Museum der Universität Lund führt eine bedeutende Entomologische Sammlung die eine Dipteren Sparte enthält. Das Natural History Museum in London hat eine sehr bedeutende Sammlung mit 2,5 Millionen Exemplaren.[7] Das Muséum national d’histoire naturelle in Paris hat eine sehr bedeutende Dipterensammlung mit etwa 2,5 Millionen Exemplaren in ca. 30.000 Arten.[8] Das Naturalis Biodiversity Center in Leiden unterhält eine bedeutende Entomologische Sammlung mit einer Dipteren Sparte. Das CeNak in Hamburg beherbergt eine Dipterensammlung mit 2218 Arten, darunter 1784 Brachyceren.[9]
Die Fliegen (Brachycera) bilden neben den Mücken (Nematocera) eine von zwei Unterordnungen der Zweiflügler (Diptera). Innerhalb der Fliegen gibt es zahlreiche Familien.
Nach der Art, wie die Fliegen aus ihren Puppen schlüpfen, gliedert man sie in die Untergruppen der Spaltschlüpfer (Orthorrhapha) und Deckelschlüpfer (Cyclorrhapha). Die Spaltschlüpfer schlüpfen durch einen Längsspalt oder T-förmigen Spalt aus ihren Mumienpuppen. Die Deckelschlüpfer sprengen mit ihrer Stirnblase den Deckel ihrer Tönnchenpuppe ab.