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Kretische Zistrose ( German )

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Die Kretische Zistrose (Cistus creticus), auch Graubehaarte Zistrose genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zistrosen (Cistus) in der Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae).

Beschreibung

Die Kretische Zistrose ist ein Zwergstrauch, der Wuchshöhen von 30 bis 100, selten bis 150 Zentimeter erreicht. Die Äste sind dicht weißlich behaart und klebrig-drüsig. Die gegenständigen und sitzenden, ganzrandigen Laubblätter sind eiförmig bis verkehrt-eiförmig oder elliptisch, messen 15 bis 25 (bis 50) × 8 bis 15 (bis 30) Millimeter und sind 3 bis 15 Millimeter lang gestielt, grün bis graugrün und fiedernervig. Sie sind behaart und drüsig. Die Nervatur ist auf der Oberseite eingeprägt und unterseits erhaben.

Die zwittrigen, fünfzähligen, gestielten Blüten mit doppelter Blütenhülle erreichen einen Durchmesser von 4 bis 6 Zentimeter und stehen einzeln oder bis zu acht in doldenähnlichen Blütenständen. Die ungleichen Kelchblätter sind eiförmig, schmal zugespitzt bis spitz und mehr oder weniger behaart. Die fünf dachigen und breit verkehrt-eiförmigen Kronblätter mit gelbem bis weißem Zentrum sind purpurlich-rot oder dunkelrosa gefärbt und zerknittert. Der oberständige Fruchtknoten ist dicht behaart. Der Griffel mit breiter, kopfiger Narbe ist etwas kürzer wie die vielen kurzen Staubblätter. Die Blütezeit reicht von Dezember bis Juni.

Es werden kleine, fünfklappige, lokulizidale und vielsamige, dicht behaarte, holzige Kapselfrüchte im beständigen Kelch gebildet. Die rötlich-braunen, glatten und harten Samen sind etwa 1 Millimeter groß.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[1]

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich nahezu über den gesamten Mittelmeerraum mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel. Generell tritt diese Art im Westen seltener auf.

Die Kretische Zistrose besiedelt Garigues und Macchien sowohl auf Kalk- als auch auf Silikatgestein. Auf Kreta kommt sie in Höhenlagen von 0 bis 1200 Meter vor.

Bilder

Systematik

Der Name Cistus creticus wurde 1759 von Carl von Linné erstveröffentlicht.[2] Der schon 1753 aufgestellte, meist im Sinne der Kretischen Zistrose fehlgedeutete Name Cistus incanus L. bezieht sich auf die Hybride Cistus × incanus: Cistus albidus (Weißliche Zistrose) × Cistus crispus (Krause Zistrose).[3][1] Ein weiteres geläufiges Synonym, das 1762 veröffentlicht wurde, ist Cistus villosus L.

Die Kretische Zistrose wird in folgende Unterarten gegliedert:[4]

  • Cistus creticus subsp. corsicus (Loisel.) Greuter & Burdet: Die Laubblätter ähneln subsp. eriocephalus. Die Kelchblätter besitzen wenige lange Haare, die die Sternhaare nicht verdecken. Die Stängel und die Blütenstiele sind sternhaarig.[5]
  • Cistus creticus L. subsp. creticus: Die Laubblätter sind nicht länger als 25 Millimeter und am Rand deutlich krauswellig.[5] Die ganze Pflanze ist klebrig-drüsig und aromatisch.[6]
  • Cistus creticus subsp. eriocephalus (Viv.) Greuter & Burdet: Die Laubblätter sind länger als 25 Millimeter und am Rand flach. Die Kelchblätter besitzen zahlreiche lange Haare, die die Sternhaare verdecken. Die Stängel und die Blütenstiele sind dicht weißzottig.[5]

Verwendung

Tee

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Cistus creticus getrocknet und geschnitten zur Tee-Zubereitung

Eine Varietät von Cistus creticus wird in Griechenland und in Mitteleuropa als Haustee verwendet.[7] Auch für die Antike ist die Verwendung – neben den medizinalen Anwendungen – als Gebrauchstee nachgewiesen.[8] Zur inneren Anwendung wird Zistrose als Aufguss oder als Dekokt getrunken. In stärkerer Dosierung kann dies auch äußerlich angewendet werden.[9]

Verwendung als Heilpflanze

Traditionelle Anwendung

Die in den Blättern von Cistus creticus enthaltenen Polyphenole (Gerbstoffe wie Ellagitannine und Proanthocyanidine sowie Flavonoide) haben eine adstringierende Wirkung. Auszüge daraus werden daher volksmedizinisch zur Behandlung von Hautkrankheiten und Durchfall verwendet.

Untersuchungen über antivirale Wirkung

Darüber hinaus wird Cistus creticus eine antivirale Wirkung zugesprochen.

So zeigte ein standardisierter Zistrosen-Extrakt in vitro (in Zellkulturen) und im Tierversuch eine antivirale Wirkung, darunter auch gegen verschiedene Influenzaerreger,[10][11] wobei der antivirale Effekt durch eine – reversible – physikalische Interaktion des Extrakts mit Proteinen von Virusoberflächen zustande kommen soll. Studien zur therapeutischen Wirksamkeit bei viralen Infekten weisen hingegen abweichende Ergebnisse auf und werden unter Pharmakologen und Medizinern diskutiert.[12][13]

Im Jahr 2016 von Wissenschaftlerinnen am Helmholtz Zentrum München publizierte Forschungen zeigten, dass Extrakte aus Cistus creticus in vitro sogar lebensbedrohliche Viren wie das Ebolavirus inaktivieren und deren Vermehrung unterbinden können.[14]

Anwendung bei Borreliose

Positive Erfahrungsberichte aus Selbsthilfegruppen von Borreliosepatienten über erhebliche Schmerzlinderung nach der Einnahme von Cistus-creticus-Blattzubereitungen regten Forscher am pharmazeutischen Institut der Universität Leipzig zu Untersuchungen an, die in vitro durch Extrakte aus Cistus creticus starke Wachstumshemmung bei Borrelien nachwiesen.[15]

Allgemeine Kritik

Studien bis ins Jahr 2009 wiesen angeblich nur bei äußerlicher Anwendung eine Wirkung auf verschiedene Krankheitserreger nach, entweder in vitro oder im Pflanzenschutz. Von Kritikern wurde jedoch hervorgehoben, dass die dafür verantwortlichen Inhaltsstoffe, die polymeren Polyphenole, kaum bioverfügbar seien und daher eine therapeutische Anwendung bei Tier und Mensch lediglich – zum Beispiel mittels eines Aerosolslokal wirksam sein könne, nicht aber bei peroraler Verabreichung systemisch, also für den gesamten Organismus.[12]

Literatur

  • Ralf Jahn, Peter Schönfelder: Exkursionsflora für Kreta. Mit Beiträgen von Alfred Mayer und Martin Scheuerer. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995, ISBN 3-8001-3478-0, S. 197.
  • Dankwart Seidel: Blumen am Mittelmeer. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16294-7, Graubehaarte Zistrose, Cistus creticus, S. 143.
  • Robert Bentley, Henry Trimen: Medical Plants. Vol. I, J. & A. Churchill, 1880, Nr. 24.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-128-19644-1, S. 166.

Einzelnachweise

  1. a b Jean-Pierre Demoly, Pedro Montserrat: Cistus. In: Santiago Castroviejo, Carlos Aedo, Santos Cirujano, Manuel Laínz, Pedro Montserrat, Ramón Morales, Félix Muñoz Garmendia, Carmen Navarro, Jorge Paiva, Carlos Soriano (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. III. Plumbaginaceae (partim) – Capparaceae. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 1993, ISBN 84-00-07375-4, S. 319–337.
  2. Carl von Linné: Systema naturae per regna tria naturae secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. 10. Auflage. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1759, S. 1077, http://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbiodiversitylibrary.org%2Fpage%2F586996~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. Werner Greuter, Karl Heinz Rechinger: Flora der Insel Kythera, gleichzeitig Beginn einer nomenklatorischen Überprüfung der griechischen Gefässpflanzenarten (= Boissiera. Band 13). Genf 1967, S. 53–54.
  4. Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 1: Pteridophyta (ed. 2), Gymnospermae, Dicotyledones (Acanthaceae – Cneoraceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1984, ISBN 2-8277-0151-0, S. 315–316 (online).
  5. a b c E. F. Warburg: Cistus. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 283 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Robert Desmond Meikle: Flora of Cyprus. Volume One (Pinaceae to Theligonaceae). Bentham-Moxon Trust & Royal Botanic Gardens, Kew, London 1977, ISBN 0-9504876-3-5, S. 182–183.
  7. U. P. Hedrick (Hrsg.): Sturtevant's Edible Plants of the World. In: Department of Agriculture's 27th Annual Report. Vol. 2, Part II, J. B. Lyon Company, Albany 1919.
  8. D. E. Brussell: Medicinal Plants of Mt. Pelion, Greece. In: Economic Botany. Band 58 (Ergänzungsband 1), 2004, S. 174–202, doi:10.1663/0013-0001(2004)58[S174:MPOMPG]2.0.CO;2.
  9. Life-in-Balance.net: Anwendungsgebiete von Cistus Incanus 2012.
  10. C. Ehrhardt, E. R. Hrincius, V. Korte, I. Mazur, K. Droebner, A. Poetter, S. Dreschers, M. Schmolke, O. Planz, S. Ludwig: A polyphenol rich plant extract, CYSTUS052, exerts anti influenza virus activity in cell culture without toxic side effects or the tendency to induce viral resistance. In: Antiviral Research. Band 76, Nr. 1, 2007, S. 38–47, PMID 17572513.
  11. K. Droebner, C. Ehrhardt, A. Poetter, S. Ludwig, O. Planz: CYSTUS052, a polyphenol-rich plant extract, exerts anti-influenza virus activity in mice. In: Antiviral Research. Band 76, Nr. 1, 2007, S. 1–10, PMID 17573133.
  12. a b I. Zündorf, T. Dingermann, M. Schubert-Zsilavecz, T. Winckle, D. Uhl: 'Abenteuerliche klinische Studien!'. In: Deutsche Apotheker Zeitung. DAZ 2009, Nr. 28, S. 48, 9. Juli 2009.
  13. Cystus052(r) gegen die Amerikanische Grippe?. In: Deutsche Apotheker Zeitung. DAZ 2009, Nr. 19, S. 78, 7. Mai 2009.
  14. Antivirale Aktivität gegen HIV und Ebolaviren in Zellkulturen. bei Helmholtz Zentrum München, 2. Februar 2016.
  15. A. Hutschenreuther et al.: Growth inhibiting activity of volatile oil from Cistus creticus L. against Borrelia burgdorferi s. s. in vitro. In: Pharmazie. 65(4), 2010, S. 290–295.
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Kretische Zistrose: Brief Summary ( German )

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Die Kretische Zistrose (Cistus creticus), auch Graubehaarte Zistrose genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zistrosen (Cistus) in der Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae).

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