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Pollenwespen ( German )

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Die Pollenwespen (Quartinia) sind eine Gattung der Familie der Faltenwespen (Vespidae) innerhalb der Ordnung der Hautflügler. Wie typisch für alle Arten der Unterfamilie der Honigwespen versorgen sie ihren Nachwuchs nicht mit erbeuteten Insekten, sondern mit aus Blüten gesammeltem Pollen und Nektar. Pollenwespen haben ihr Mannigfaltigkeitszentrum in Südafrika, wo sie gebietsweise zu den häufigsten Blütenbesuchern gehören. Sie kommen bis in die Mittelmeerregion vor, sind dort aber sehr selten. Es sind etwa neunzig Arten in Südafrika[2][3] beschrieben, in der westlichen Paläarktis sind es gut dreißig[4] (inklusive drei von den Kanarischen Inseln).

Merkmale

Pollenwespen sind mit einer Körperlänge von zwei bis sieben Millimeter[3], im Mittelmeerraum und der angrenzenden westlichen Paläarktis nur bis fünf Millimeter[5] die kleinsten Honigwespen. Die größeren Arten überlappen in der Größe mit Vertretern der Gattungen Celonites und Masarina (beide ab fünf Millimeter), meist sind aber schon anhand der Größe erkennbar. In der Färbung sind sie vielgestaltig, es gibt alle Übergänge von nahezu schwarzen Arten mit wenigen helleren Zeichnungselementen über schwarz-gelb gezeichnete bis hin zu völlig sand- bis strohfarbenen Arten. Männchen und Weibchen sind nahezu gleich groß (die Männchen ein wenig kleiner), gleich gefärbt und oft im Gelände nur schwer unterscheidbar, nur bei wenigen südafrikanischen Arten sind die Vorderbeine der Männchen vergrößert oder verbreitert.[3] Am Kopf tragen sie, wie typisch für Honigwespen, relativ kurze Fühler mit einer Fühlerkeule am Ende. Bei den Arten der Gattung ist die Fühlerkeule klar abgesetzt (nicht graduell in die Fühlergeißel verschmälert) und immer abgerundet. Im Unterschied zu anderen Faltenwespen sind die Mundwerkzeuge zu einem Saugrüssel ausgeformt, dieser ist in Ruhestellung eingezogen und nicht frei sichtbar. Bei Quartinia-Arten ist er teilweise besonders lang und kann Körperlänge erreichen.[6]

Als Ausnahme innerhalb der Unterfamilie der Honigwespen werden bei Quartinia-Arten die Vorderflügel in Ruhestellung einmal längs gefaltet; dies ist eigentlich typisch für die (danach benannten) „Falten“wespen, kommt aber innerhalb der Honigwespen sonst nur bei der Gattung Celonites noch vor. Innerhalb der Gattung zeigt das Flügelgeäder bei den kleinsten Arten eine Tendenz zur Reduktion. Teilweise ist die Querader 2m-cu (zwischen Cubitus und Media) undeutlich oder unterbrochen bzw. ganz fehlend, auch die Querader 3rs-m kann rückgebildet sein. Die daran unterschiedenen früheren Gattungen Quartiniella und Quartinioides werden, James M. Carpenter folgend[7], heute in der Regel nicht mehr anerkannt.[8] Ein Merkmal zur Unterscheidung von den meisten anderen Gattungen ist die Gestalt der Sporne an der Spitze der Schienen der Hinterbeine. Der große Sporn dort ist immer einfach und spitz, nicht zwei- oder dreispitzig.[4][5]

Pollenwespen sind bei Bedrohung imstande, sich einzurollen und so eine Schutzstellung einzunehmen. Einige Arten lassen sich so bei Störungen eher aus den Blüten fallen, anstatt fliegend zu fliehen.[3]

Verbreitung

Pollenwespen treten in zwei distinkten Verbreitungsgebieten auf: sowohl in der Afrotropis als auch in der Paläarktis.[1] In Afrika insgesamt ist die Gattung mit 99 Arten vertreten[9], wobei neben Südafrika zahlreiche Arten in Nordafrika nördlich der Sahara leben, in Festlandeuropa mit 2 Arten.[10] Die am weitesten in südöstliche Richtung verbreitete Art, Quartinia indica erreicht in Gujarat, Indien gerade noch den Rand der Orientalis.[11]

Sie kommen in meist semiariden Regionen vor[12], dringen aber mit spezialisierten Arten auch in die eigentlichen Wüsten vor. Sie bevorzugen, wie typisch für die Honigwespen insgesamt, subtropische Breiten und fehlen in den eigentlichen Tropen. Oft ist ihr Auftreten an das Vorkommen bestimmter Pflanzenfamilien gebunden.[13] Die meisten Arten wurden in Südafrika an Blüten der Mittagsblumengewächse und der Korbblütler gefunden, auf die viele Arten offensichtlich spezialisiert sind. Etwa zehn Prozent der Arten bevorzugen stattdessen die Gattung Zygophyllum aus der Familie der Jochblattgewächse. Die meisten paläarktischen Arten, die bisher untersucht worden sind, sind polylektisch, d. h. nicht auf bestimmte Blüten spezialisiert. Wo eine Spezialisierung bemerkt worden ist, bevorzugen sie hier die Korbblütler.[14]

Lebensweise

Pollenwespen sind solitär nistende Wespen. Die Weibchen legen ein Erdnest an. Einige Arten nutzen sandgefüllte alte Schneckenhäuser zur Nestanlage[2], diese liefern in den windgepeitschten lockeren Sandflächen der Sandwüste die einzigen Strukturen, die stabil genug zum Graben des Nests sind. Die meisten untersuchten Arten bauen ihr Nest in lockerem Sand.[1][15] Sie verwenden selbst produzierte Seide, um die Sandkörner zusammenzuhalten.[16][15] Die Seidenproduktion erfolgt – im Gegensatz zu allen anderen untersuchten Insekten – durch die Adulttiere. Wie sonst nur bei Insektenlarven beschrieben, produzieren die im Sand bauenden Weibchen Seide in den Maxillardrüsen. Appliziert wird das Seidenmaterial mit der Galea, einem Teil ihrer Mundwerkzeuge.[15][17]

Arten

Eine Auswahl an Arten:[9][10]

  • Quartinia araxana Giordani Soika, 1960 – Griechenland, Türkei, Armenien, Iran
  • Quartinia canariensis Bluethgen, 1958 – Kanarische Inseln: Fuerteventura und Lanzarote[1]
  • Quartinia cretica Gusenleitner, 1994 – Kreta
  • Quartinia dilecta André, 1884 – Nordafrika (Tunesien, Algerien, Marokko)[7], Typusart der Gattung.[9]
  • Quartinia guichardi Richards, 1969 – Kanarische Inseln: Gran Canaria
  • Quartinia parvula Dusmet, 1909 – Iberische Halbinsel
  • Quartinia soikai Richards, 1962 – Griechenland, Türkei[15]
  • Quartinia tenerifina Richards, 1969 – Kanarische Inseln: Teneriffa und La Gomera
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Längsschnitt durch eine 3D Rekonstruktion des Kopfes der Pollenwespe Quartinia soikai[15]
grün: die Seide-produzierende Maxillardrüse;
orange: die Galea – das involvierte Mundwerkzeug

Einzelnachweise

  1. a b c d Volker Mauss, Andreas Müller: Beobachtungen zur Lebensweise der Pollenwespe Quartinia canariensis Blüthgen, 1958 (Hymenoptera: Vespidae: Masarinae) in Fuerteventura (Kanarische Inseln, Spanien). In: Mitt. Ent. V. Stuttgart, Jg. 51, Heft 1, 2016, S. 12–13 (PDF).
  2. a b Sarah K. Gess, Friedrich W. Gess: Wasps and bees in southern Africa. SANBI Biodiversity Series 24. SANBI South African National Biodiversity Institute, Pretoria 2014, ISBN 978-1-919976-73-0.
  3. a b c d Sarah K. Gess, Friedrich W. Gess: Pollen Wasps and Flowers in southern Africa. SANBI Biodiversity Series 18. SANBI South African National Biodiversity Institute, Pretoria 2010, ISBN 978-1-919976-60-0.
  4. a b Josef Gusenleitner: Die Gattungen der Vespidae im Nahen Osten, in Nordafrika und in Arabien (Hymenoptera: Vespidae). In: Linzer biologische Beiträge 45 (2), 2013, S. 1025-1046 (zobodat.at [PDF]).
  5. a b Christian Schmid-Egger (2017): Order Hymenoptera, family Vespidae, Subfamily Masarinae. Arthropod fauna of the UAE 6: 341–349.
  6. Harald W. Krenn, Volker Mauss, John Plant (2002): Evolution of the suctorial proboscis in pollen wasps (Masarinae, Vespidae). Arthropod Structure & Development 31: 103–120.
  7. a b James M. Carpenter (2001): Checklist of Species of the Subfamily Masarinae (Hymenoptera: Vespidae). American Museum Novitates 3325, 40 Seiten.
  8. Friedrich W. Gess (2007): The genus Quartinia Ed. André, 1884 (Hymenoptera, Vespidae, Masarinae) in Southern Africa. Part 1: Descriptions of New Species with complete Venation. Journal of Hymenoptera Research 16 (2): 211-233.
  9. a b c Quartinia, Masarinae. www.waspweb.org. Abgerufen am 14. März 2021.
  10. a b Quartinia bei Fauna Europaea. Abgerufen am 13. April 2021
  11. Sarah K. Gess (1992): Biogeography of the Masarine Wasps (Hymenoptera: Vespidae: Masarinae), with Particular Emphasis on the Southern African Taxa and on Correlations Between Masarine and Forage Plant Distributions. Journal of Biogeography 19 (5): 491-503. JSTOR 2845768
  12. Sarah K. Gess, Fred W. Gess: The distributions of the genera of pollen wasps (Hymenoptera: Vespidae: Masarinae) in the semi-arid to arid areas of southern Africa in relation to their requirements for successful nesting. In: Transactions of the Royal Society of South Africa, Band 59, Nr. 2, 2004, S. 59–64, doi:10.1080/00359190409519163.
  13. Sarah K. Gess, Friedrich W. Gess: Distributions of flower associations of pollen wasps (Vespidae: Masarinae) in southern Africa. In: Journal of Arid Environments, Band 57, Nr. 1, April 2004, S. 17–44, doi:10.1016/S0140-1963(03)00093-4.
  14. Volker Mauss, Andreas Müller, Rainer Prosi (2018): Flower associations and nesting of the pollen wasp Quartinia major Kohl, 1898 (Hymenoptera, Vespidae, Masarinae) in Morocco. Journal of Hymenoptera Research 62: 15–31. doi: 10.3897/jhr.62.22879
  15. a b c d e Dominique Zimmermann, Susanne Randolf, Volker Mauss: Morphological adaptations to silk production by adult females in the pollen wasp genus Quartinia (Masarinae, Vespidae) – a keystone character for ground nesting in dry sand habitats. In: Arthropod Structure & Development, Band 62, Mai 2021, Artikel 101045.
  16. Pollenwespen-Gattung Quartinia produziert Seide, um ihre Nester in Wüstengebieten zu verfestigen. In: idw, 8. April 2021, eingesehen 13. April 2021.
  17. F. W. Gess: Ethology of three Southern African ground nesting Masarinae, two Celonites species and a silk-spinning Quartinia species, with a discussion of nesting by the subfamily as a whole (Hymenoptera : Vespidae). In: Journal of Hymenoptera Research, Band 1, 1992, S. 145–155.
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Pollenwespen: Brief Summary ( German )

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Die Pollenwespen (Quartinia) sind eine Gattung der Familie der Faltenwespen (Vespidae) innerhalb der Ordnung der Hautflügler. Wie typisch für alle Arten der Unterfamilie der Honigwespen versorgen sie ihren Nachwuchs nicht mit erbeuteten Insekten, sondern mit aus Blüten gesammeltem Pollen und Nektar. Pollenwespen haben ihr Mannigfaltigkeitszentrum in Südafrika, wo sie gebietsweise zu den häufigsten Blütenbesuchern gehören. Sie kommen bis in die Mittelmeerregion vor, sind dort aber sehr selten. Es sind etwa neunzig Arten in Südafrika beschrieben, in der westlichen Paläarktis sind es gut dreißig (inklusive drei von den Kanarischen Inseln).

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