Zobellviridae ist die Bezeichnung für eine 2021 vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) neu eingerichtete Familie von Viren mit sog. Kopf-Schwanz-Aufbau (Ordnung Caudovirales).[3]
Die Familie Zobellviridae setzt sich nach ICTV Master Species List (MSL) #36 mit Stand Ende Juni 2021 wie folgt zusammen (von den Spezies ist meist nur eine Auswahl angegeben):[1][3]
Familie Zobellviridae (veraltet RIO-Klade, en. RIO clade)
Die Phagen der vorgeschlagenen Unterfamilie Cobavirinae haben eine konservierte Genom-Organisation. Alle haben an den Enden des Genoms direkte terminale Wiederholungen (englisch direct terminal repeats, DTRs). Dies deutet darauf hin, dass die Cobavirinae eine Verpackungsstrategie ähnlich der des T7-Phagen verwenden könnten. Die Gene sind in zwei Armen der Genomischen DNA mit entgegengesetzten Transkriptionsrichtungen organisiert. Auf dem linken Arm werden Gene für die Replikation und den Nukleotid-Stoffwechsel kodiert, während der rechte Arm Gene für die Lyse und die Struktur und Morphologie des Virions (Kapsid etc.) kodiert.[2][3]
Lentibacter-Phage ICBM1 wurde (wie ICBM2, s. u.) 2019 aus einer Wasserprobe der südlichen Nordsee angereichert, die während einer Algenblüte gesammelt wurde. Der Stamm ICBM3 wurde durch Sequenzierung der Phagenanreicherung gewonnen. Die Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) zeigte, dass Phage ICBM1 ein isometrisches Kapsid (d. h. mit ideale-regelmäßigem Ikosaeder) mit hexagonalen Querschnitten von 58,7 ± 3,7 nm und einem kurzen Schwanz besitzt, d. h, eine podovirenartige Morphologie. Im aus den Genomdaten ermittelten Phylogenetischen Baum bildeten die Phagen ICBM1, ICBM2 und ICBM3 zusammen mit dem Roseobacter-Virus SIO1 und seinen Verwandten, dem Celeribacter-Phagen P12053L und mehreren anderen Genomen aus der Metagenomik von Umweltproben eine stark unterstützte Klade. Innerhalb dieser hatten bei den Analysen alle Phagen mit Ausnahme von zwei Umweltgenomen eine Cobalamin-abhängige Ribonukleotidreduktase. ICBM1 infiziert nur Lentibacter sp. SH36 ([en]), den Wirt der ursprünglichen Isolation. ICBM1 hat eine Genomgröße von 40.163 bp (Basenpaaren) und einen G+C-Gehalt von 47,0 %, ICBM3 hat eine Genomgröße von 40.498 bp und einen G+C-Gehalt von 47,30 %.[2][3]
Celeribacter-Phage P12053L hat ein dsDNA-Genom von 35.889 bp Länge, mit einem G+C-Gehalt von 46,1 %.[3]
Lentibacter-ICBM2 wurde (wie ICBM1, s. o.) 2019 während einer Algenblüte aus einer Wasserprobe der südlichen Nordsee isoliert. ICBM2 hat ebenfalls ein isometrisches Kapsid mit hexagonalen Querschnitten von hier 59,2 ± 2,8 nm mit podovirenartig kurzer Schwanzstruktur. ICBM2 infiziert ebenfalls nur den ursprünglichen Isolationswirt Lentibacter sp. SH36. Die Genomgröße beträgt 40.907 bp, der G+C-Gehalt 47,8 %.[2][3]
Der Pseudoalteromonas-Phage HP1 wurde 2017 aus Meerwasserproben aus der Nordsee bei Helgoland, Deutschland, isoliert. Er infiziert zwei eng verwandte Linien von Pseudoalteromonas, Pseudoalteromonas sp. H-100[6] und Pseudoalteromonas sp. 13–15.[7] Es hat ebenfalls eine podovirale Morphologie mit einem ikosaedrischen Kapsid und einem kurzen Schwanz. Das Genom hat eine Größe von 45.035 bp, der G+C-Gehalt beträgt 44,67 %.[3]
Der Pseudoalteromonas-Phage RIO-1 wurde 2013 zusammen mit seinem Wirt Pseudoalteromonas marina CL-E25 [en][8] aus Meerwasserproben des Koreanischen Ostmeeres (Japanisches Meer, zwischen Korea, Japan und Südostsibirien) isoliert. Sein ikosaedrischer Kopf hat einen Durchmesser von 51 nm und eine podovirenartig kurze Schwanzstruktur. Sein Genom ist 43.882 bp groß mit einem G+G-Gehalt von 39,6 % und direkten terminalen Wiederholungen direkte terminale Wiederholungen (DTRs).[3]
Phage PA1 infiziert Pseudomonas aeruginosa und hat eine Genomgröße von 49.639 bp mit einem G+C-Gehalt von 44,8 %.[3]
Phage CVT22 infiziert Citrobacter sp. TM1552.[9] Zusammen mit seinem Wirt wurde er isoliert aus dem Darm von Termiten der Spezies Coptotermes formosanus [en] (Rhinotermitidae) isoliert. Er hat die übliche podovirale Morphologie und ein zirkuläres permutiertes Genom (en. circular permuted genome) von 47.636 bp mit 41,6 % G+C-Gehalt.[3]
Der Salinivibrio-Phage CW02 infiziert das Salinivibrio-costicola-ähnliche Bakterium SA50.[10] Nächster bekannter Verwandter von SA50 ist der Stamm S. costicola subsp. costicola ATCC 33508,[11][12] ein Bakterium der Familie Vibrionaceae (Gammaproteobacteria). Phage CW02 wurde 2012 mit seinem Wirt im Großen Salzsee, USA, isoliert. Der ikosaedrische Kopf von CW02 hat ein Durchmesser von ca. 60 nm Durchmesser und einen podovirenartig kurzen Schwanz. Das Genom des Phagen CW02 ist 40.547 bp groß mit 47,67 % G+C-Gehalt. Es gibt keine terminalen Wiederholungen.[13][3]
Vibrio-Phage ICP2 infiziert verschiedene Stämme von Vibrio cholerae. Er wurde aus Stuhlproben von Cholera-Patienten in Bangladesch isoliert, mit dem ursprünglichen Wirt V. cholerae O1 El Tor (alias O1 N16961).[14] Er kann auch den Stamm V. cholerae O139 M010[15] infizieren. Das ikosaedrisches Kapsid von ICP2 hat einen Durchmesser von 60 nm und den podovirenartigen kurzen Schwanz, 13 nm lang, 8 nm im Durchmesser (Breite). Sein Genom hat eine Länge von 49.675 bp und 42,7 % G+C-Gehalt.[3]
Zobellviridae ist die Bezeichnung für eine 2021 vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) neu eingerichtete Familie von Viren mit sog. Kopf-Schwanz-Aufbau (Ordnung Caudovirales).