Die Stumpfkantige Hundsrauke (Erucastrum nasturtiifolium), auch Brunnenkressenblättrige Hundsrauke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hundsrauken (Erucastrum) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie ist in Europa verbreitet.
Die Stumpfkantige Hundsrauke ist eine überwinternd grüne,[1] ein- oder zweijährige (immer hapaxanthe Pflanze)[2] krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimeter erreicht. Der Stängel ist am Grunde behaart und verzweigt. Die Laubblätter sind fiederteilig, mit jederseits vier bis acht Blattabschnitten.
Die Blütezeit erstreckt sich von April bis August (in Deutschland von Mai bis August[2]). Der schirmtraubige Blütenstand besitzt keine bzw. nur bei den untersten 1 bis 3 Blüten[3] Deckblätter und enthält viele Blüten. Die zwittrigen[2] Blüten sind vierzählig. Die vier Kelchblätter sind behaart und stehen fast waagrecht ab. Die vier sattgelben Kronblätter sind 8 bis 13 Millimeter lang.
Die Fruchtstiel sind 8 bis 16 Millimeter lang. Die Schoten sind 25 bis 50 Millimeter lang. Der Fruchtschnabel ist 2 bis 8 Millimeter lang und kaum abgesetzt von der übrigen Frucht, die ein bis zwei Samen enthält.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 8; es gibt (Ploidiegrade) diploide und tretraplodie Bestände, also 2n = 16 und 32.[2]
Bei der Stumpfkantigen Hundsrauke handelt es sich um einen Hemikryptophyten oder Therophyten und Halbrosettenpflanze.[1][2]
Blütenökologisch handelt es sich um Scheibenblüten mit offenem Nektar.[2] Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, vor allem durch Bienen.
Reife Früchte sind ab Juni zu finden. Diasporen sind die Samen[2]. Die Samen werden am Bodensee vor der sommerlichen Überschwemmung reif und keimen im Herbst aus. Die Reihen der Blattrosetten zeigen dann den Hochwasserstand des vergangenen Sommers an.
Die Stumpfkantige Hundsrauke ist ursprünglich wohl ein südwesteuropäisches Florenelement. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Unterart Erucastrum nasturtiifolium subsp. nasturtiifolium erstreckt sich nach Norden bis England, ins nördliche Frankreich und Süddeutschland, nach Osten südlich der Alpen, Italien bis nach Slowenien und Ungarn. Sie kommt wohl nicht ursprünglich in Österreich und der ehemaligen Tschechoslowakei, im ehemaligen Jugoslawien, Polen, Rumänien, Ukraine sowie europäischen Teil Russlands vor.[4] In Mitteleuropa findet man sie sehr selten am Oberrhein, am Bodensee, am Neuenburger- und am Genfersee, am Alpensüdfuß und im Wiener Becken; vereinzelt tritt sie in Franken und im Alpenvorland auf.
Die Stumpfkantige Hundsrauke kommt in Deutschland ziemlich selten in der südlichen Oberrheinebenesowie am Bodensee vor; Einzelfunde gibt es im zentralen Baden-Württemberg, Allgäu, in der nördlichen Fränkischen Alb sowie in der Pfalz. In den Allgäuer Alpen steigt sie am Hirschberg in Vorarlberg bis zu 1400 m Meereshöhe auf.[5] Es gab Funde im nördlichen Thüringen, in Sachsen-Anhalt sowie in Nordrhein-Westfalen. Sie gilt für Deutschland und Baden-Württemberg, sie ist in Bayern stark gefährdet[1] und in Hamburg unbeständig.[6][7]
Die Stumpfkantige Hundsrauke besiedelt sandige oder kiesige Uferstreifen an Seen und Flüssen. Sie braucht in Mitteleuropa feuchte, nasse, steinige, nährstoffreiche Böden. Sie ist eine Charakterart des Verbands Epilobion fleischeri, kommt aber anderswo wie am Bodensee zusammen mit der Winterkresse (Barbarea vulgaris) und dem Weißen Straußgras (Agrostis stolonifera) in Gesellschaften des Verbands Agropyro-Rumicion vor.[8]
Die Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl L8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze, Temperaturzahl T6 = Mäßigwärme- bis Wärmezeiger, Kontinentalitätszahl K2 = ozeanisch Seeklima zeigend, Feuchtezahl/Feuchtewechsel F6u = Frische- bis Feuchtezeiger sowie Überschwemmungszeiger, Reaktionszahl R8 =Schwachbasen- bis Basenzeiger/Kalkzeiger, Stickstoffzahl N3 = auf stickstoffarmen Standorte häufiger, Salzzahl S0 = nicht salzertragend, Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[1][9]
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1797 unter dem Namen (Basionym) Sinapis nasturtiifolia durch Jean Louis Marie Poiret in Jean-Baptiste de Lamarck in Encyclopedie Methodique. Botanique ..., Band 4, S. 346. Die Neukombination zu Erucastrum nasturtiifolium (Poir.) O.E.Schulz wurde 1916 durch Otto Eugen Schulz in Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. Leipzig 54, 3, Beiblätter 119, S. 56 veröffentlicht. Das Artepitheton nasturtiifolium bedeutet brunnenkresse-blättrig[10].
Weitere Synonyme für Erucastrum nasturtiifolium (Poir.) O.E.Schulz sind: Brassica erucastrum L., Brassica nasturtiifolia Poir., Brassica nasturtiifolium Poir., Brassica obtusangula Bertol., Brassica obtusangula Rchb., Erucastrum obtusangulum (Schleich.) Rchb. f., Hirschfeldia obtusangula (Rchb.) Fritsch, Hirschfeldia obtusangula (Schleich.) Samp., Sinapis subbipinnatifida Lag.[11][12][4]
Von Erucastrum nasturtiifolium gibt es zwei Unterarten:[4]
Die Stumpfkantige Hundsrauke (Erucastrum nasturtiifolium), auch Brunnenkressenblättrige Hundsrauke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hundsrauken (Erucastrum) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Sie ist in Europa verbreitet.