Der Sumpf-Ziest (Stachys palustris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zieste (Stachys) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Der Sumpf-Ziest wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 30 bis 100 (selten bis zu 120) cm erreicht. Er bildet unterirdische Ausläufer mit weißlichen Knollen als Überdauerungsorgane und ihr Mark dient als Speichergewebe. Die an den Knoten rosenkranzartig verdickten rhizomartigen Knollen sind wie bei der sehr ähnlich aufgebauten Kartoffel-Knolle Anschwellungen der Enden unterirdischer Ausläufer. Im Herbst stirbt die oberirdische Pflanze ab. Dafür wachsen im Folgejahr achselbürtige Knospen des knolligen Rhizoms, das dabei aufgebraucht wird, zu neuen Pflanzen heran. Die Pflanzenteile sind fast geruchlos. Der vierkantige Stängel ist anliegend bis besonders an den Kanten locker abstehend seidig behaart.
Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind ziemlich schmal, lanzettlich oder länglich und am Grunde etwas herzförmig. Die mittleren und oberen Laubblätter sind sitzend und mehr oder weniger stängelumfassend, mattgrün, auf beiden Seiten filzig behaart bis fast kahl.
Die Blütezeit ist von Juni bis September. Jeweils vier bis zehn Blüten stehen in den meist 10 bis 20 (6 bis 24) Scheinquirlen zusammen. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle sowie bis zu 1,5 cm lang. Es sind fünf Kelchblätter vorhanden. Die fünf Kronblätter sind zu einer bis 9 mm langen Kronröhre verwachsen. Die Kronblätter sind trüb rot-violett mit hellerer Schlängelzeichnung, rosa- oder hell purpurfarben und an der Unterlippe oft rötlich gefleckt. Der ähnliche Wald-Ziest ist am besten durch seine dunkleren, fast bordeaux-roten Blüten zu erkennen. Die Kelchzähne überragen die Klausen.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 64 oder 102.[1]
Der Sumpf-Ziest ist ein Knollen-Geophyt. Vegetative Vermehrung erfolgt reichlich durch Ausläufer (s. o.). Er wurzelt bis 60 Zentimeter tief.[1]
Blütenbiologisch handelt es sich um vormännliche „Eigentliche Lippenblumen von Satureja-Typ“. Die Kronröhre besitzt einen Haarring als „Saftdecke“, der den Nektar schützt. Die Oberlippe ist kurz, die Unterlippe mit Strich- und Tüpfelmalen ausgestattet. Wegen der reichen Nektarabsonderung werden die Blüten gerne von Bienen, Schmetterlingen und Schwebfliegen besucht. Vor dem Abblühen ist spontane Selbstbestäubung möglich.
Die Früchte wirken als Tier- und Windstreuer; eventuell aber auch als Austrocknungsstreuer durch den zur Reife waagrecht stehenden, erst vergrößerten, dann aber schrumpfenden Kelch. Auch Schwimmausbreitung und Ausbreitung durch Ackergeräte sind möglich. Fruchtreife tritt ab Juli oder August ein.
Der Sumpf-Ziest ist in den gemäßigten Gebieten Eurasiens von Europa bis zur Mongolei und zum Himalaja verbreitet. Der Sumpf-Ziest wächst an feuchten, nährstoffreichen Stellen wie an Ufern, neben Wassergräben oder neben feuchten Feldern. Er ist eine Charakterart des Verbands Filipendulion, kommt aber auch als Bodenverschlämmungszeiger in Gesellschaften des Verbands Polygono-Chenopodion und der Klasse Secalietea vor.[1] In den Allgäuer Alpen steigt er bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern auf.[2]
Der Sumpf-Ziest (Stachys palustris) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zieste (Stachys) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).